
AUS DEN NOTIZEN EINES GITARRENBAUERS: EINIGE GEDANKEN ZU SCHALLLÖCHERN
AUS DEN NOTIZEN EINES GITARRENBAUERS: EINIGE GEDANKEN ZU SCHALLLÖCHERN von Sebastian Stenzel
Das Schallloch gehört zu den am meisten missverstandenen Teilen von Gitarren, Lauten und Ouds. Viele Menschen glauben, der Klang, den wir hören, komme direkt aus diesem Loch – als wäre es der „Mund“ des Instruments. Diese Vorstellung spiegelt sich sogar im spanischen Namen dafür wider: la boca. Die menschliche Stimme ist tatsächlich eine Art Blasinstrument – der modulierte Luftstrom, der den Mund verlässt, trägt den größten Teil der Schallenergie. Bei Zupfinstrumenten jedoch ist die Situation völlig anders. Der Klang, den wir hören, wird größtenteils von der Decke abgestrahlt, die durch die Saiten in Schwingung versetzt wird. Das Schallloch hat dagegen kaum eine Funktion als direkter Klangstrahler. Warum ist es also überhaupt da?
Die Hauptfunktion des Schalllochs besteht darin, die Dämpfung zu verringern, die auftreten würde, wenn die Luft im Korpus eingeschlossen wäre. Denken Sie an den Unterschied im Klang, wenn Sie eine Autotür schließen – einmal mit geöffneter zweiter Tür, einmal mit geschlossener. Dies ist der Effekt der Luftdämpfung. Ohne Schallloch müsste viel Energie aufgewendet werden, um die Luft im Korpus zu komprimieren und zu dekomprimieren – Energie, die dann nicht für die Klangabstrahlung zur Verfügung stünde. Das Schallloch erhöht also die Effizienz der Decke als Klangstrahler.
Es gibt noch weitere Funktionen (und damit ist nicht die Zurschaustellung handwerklichen Könnens in Rosetten und Verzierungen gemeint). Eine davon ist die Definition der tiefsten Eigenresonanz des Instruments – die Grundfrequenz des Luftvolumens im Korpus, auch Helmholtz-Resonanz (HR) genannt. Diese Resonanz ist von großer Bedeutung für den Klangcharakter aller akustischen Saiteninstrumente, insbesondere für die Basswiedergabe. Ein Schallloch erhöht die Frequenz der HR; ein größeres Schallloch stärker, ein kleineres weniger. Der Einfluss der Schalllochgröße auf die HR ist also entscheidend für den Gesamtklang…
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