Beschreibung
Nachdem Richard Jacob um 1925 angefangen hatte, sich hauptsächlich mit dem Bau spanischer Gitarren zu befassen, entwickelte er seine Fähigkeiten besonders in Bezug auf einen spanischen Ton seiner Gitarren schnell weiter. Schon 1927 hatte er seine Gitarren spanischer Bauart dem Ideal in Konstruktion, Klang und Spielbarkeit so genähert, dass er sein Konzertmodell nach dem großen Vorbild Torres benannte. Schon einige Jahre vorher hatte Miguel Llobet über Gitarren des Markneukirchner Meisters gesagt: Eine der wenigen deutschen Gitarren mit spanischem Ton. Boden und Zargen dieser Gitarre sind aus Ahorn, den traditionellen Hölzern im deutschen Gitarrenbau (Antonio de Torres hatte einige seiner besten Gitarren ebenfalls aus Ahorn gebaut!). Der schwarz gebeizte Hals ist ebenfalls aus Ahorn, die Zusammenstellung des schönen goldgelben Tones des Ahorn und der schwarz gefärbte Hals ist für die Zeit typisch, ein für 1927 typischer ästhetischer Rückblick auf den Wiener Gitarrenau des 19. Jahrhunderts. Der Korpus stammt aus dem Nachlass Richard Jacobs und die Gitarre wurde erst 2013 vom Gitarrenbaumeister Christoph Sembdner fertiggestellt, indem er einen traditionellen deutschen Hals nach Richard Jacobs Arbeitsweise nachbaute. Dieser hatte seine gesamten Ersparnisse in der Inflation von 1923 verloren, worauf er begann Instrumente zu sparen und ein Lager anzuhäufen, das im Laufe der Jahre unvorstellbare Ausmaße annahm. So gibt es heute eine ganze Menge originaler Weißgerber- Gitarren, die erst nach dem Tode des Meisters fertiggestellt worden sind, die meisten davon von seinem Sohn Martin Jacob (1911-1991). Wenn – wie in diesem Fall – eine spätere Fertigstellung nach den handwerklichen Kriterien der Weißgerber-Werkstatt erfolgte, sind die von anderer Hand fertiggestellten Instrumente absolut gleichwertig anzusehen. Typisch für das weißgerbersche Torres-Modell ist die aus einlegten Ringen bestehende Rosette. Neben dem originalen Weißgerber-Label verweist ein zweiter, kleinerer Zettel auf die Mitwirkung des Weimarer Meisters Christoph Sembdner. Bei der Fertigstellung wurde strikt darauf geachtet, dass Instrument ästhetisch und klanglich ganz im Sinne Richard Jacobs zu vollenden. Beratend stand der Weißgerber-Experte Christof Hanusch zur Seite. Der schöne goldgelbe Schelllack stammt aus der Hand Richard Jacobs.